Feinschliff für Ihre Arbeit

So organisieren Sie das Lektorat Ihrer wissenschaftlichen Arbeit   

Bildnachweis: Riala on pixabay

Dieses Gefühl, wenn Sie den letzten Punkt hinter den letzten Satz Ihrer wissenschaftlichen Arbeit setzen! Der Druck und die Anspannung von Monaten fallen von Ihren Schultern ab. 

Doch die Arbeit ist noch nicht ganz vorbei. Nun gilt es, den Text nochmals zu lesen und zu kontrollieren. Es geht an den Feinschliff Ihres Rohdiamanten.

Da Sie zu Ihrer eigenen Arbeit längst die kritische Distanz verloren haben, benötigen Sie Hilfe von außen. Eine andere Person entdeckt mit frischem Blick leichter Tippfehler, holprige Grammatikkonstruktionen und komplizierte Schachtelsätze. 

Wir helfen Ihnen dabei, das Lektorat Ihrer Arbeit zu organisieren, bis Ihr Werk glänzt.

 

Worin unterscheiden sich Korrektorat und Lektorat?

Man spricht umgangssprachlich davon, einen Text Korrektur zu lesen oder lesen zu lassen.  
Beim Korrektorat liegt der Fokus auf der reinen Korrektur der Grammatik.  
Das Lektorat hingegen geht noch einen Schritt weiter und hat zusätzlich zur Grammatik auch die Verständlichkeit des Textes im Fokus. Das Korrektorat ist damit die "Light-Version" des Lektorats. 

Zur Verständlichkeit eines wissenschaftlichen Textes tragen passende Formulierungen, klare Satzstrukturen sowie einheitliche Zitationen bei. Das Lektorat ist aufwändiger, denn es erfordert, dass ein Text mehrmals gelesen wird. Bei jedem Lesedurchgang liegt der Fokus an anderer Stelle: entweder auf der Einhaltung grammatikalischer Regeln oder auf der Verständlichkeit des Textes. 

Ein Korrektorat macht Sinn, wenn Ihre Arbeit sprachlich sehr ausgefeilt ist und Sie Grammatikregeln im Schlaf beherrschen. Ist an Ihnen kein Schriftsteller verloren gegangen, empfiehlt sich das umfangreichere Lektorat. 


Müssen Sie Ihre Arbeit lektorieren lassen? 

Nein, das Lektorat einer wissenschaftlichen Arbeit, Ihrer Bachelor- oder Masterarbeit ist nicht Pflicht.  

Es ist jedoch hilfreich, da andere Personen zum ersten Mal Ihre Arbeit lesen und so Fehler entdecken, die Sie übersehen würden, da Sie Ihren Text schon gut kennen. Deshalb lesen Sie selbst weniger aufmerksam. 

Sind Sie mit der Sprache, in der Sie Ihre Arbeit geschrieben haben, nicht groß geworden, ist ein Lektorat besonders empfehlenswert. Ein Muttersprachler erkennt sprachliche Feinheiten, die Ihnen auch nach vielen Sprachkursen und Auslandsaufenthalten noch verborgen bleiben. 

Die Person, die Ihre Arbeit lektoriert, muss kein professioneller Lektor sein. Meist genügt ein persönliches, unprofessionelles Lektorat durch Freunde oder Familienmitglieder. Im besten Fall finden Sie eine Person, die sich bei mehreren Lesedurchgängen verschiedene "Hüte" aufsetzt. Oder Sie finden gleich mehrere "Privatlektoren". Denn der Fokus sollte beim Lesen Ihres Textes auf unterschiedlichen Stellen liegen: 

  1. Rechtschreibung 
  2. Grammatik 
  3. Verständlichkeit (auch für Laien) 
  4. Zitierregeln 

Wenn Sie eine Software zur Literaturverwaltung wie Citavi verwenden, reichen weniger Lesedurchgänge oder ein kleineres Lektorat-Team aus. Denn die Einhaltung der Zitierregeln für Nachweise und Ihr Literaturverzeichnis regelt die Software. Die Voraussetzung dafür ist, dass Sie bereits beim Erfassen im Programm die Daten anhand des Originaltextes kontrolliert haben.

 
Ist ein Lektorat überhaupt erlaubt? 

Bei einem Lektorat geben Sie Ihr Werk aus der Hand. Eine andere Person greift streng genommen in Ihre Arbeit ein. Die Korrekturvorschläge und Anmerkungen setzen zwar schlussendlich Sie persönlich um. Sie entscheiden, welchen der Vorschläge Sie annehmen möchten oder nicht. Dennoch versichern Sie in der eidesstattlichen Erklärung, dass Sie Ihre Arbeit ohne die Hilfe anderer "selbstständig verfasst" haben, z.B. in dieser Erklärung für Hausarbeiten der Ruhr-Universität Bochum. 

Das Lektorat verändert nicht den Inhalt des Textes, den Sie vor dem Lektorat selbstständig verfasst haben. Der Fokus eines Lektorats liegt auf der Sprache Ihrer Arbeit. Sind sprachliche Aspekte wie Grammatik und Ausdruck Bewertungsgrundlage Ihrer Arbeit und fließen in Ihre Note ein, könnte ein Lektorat somit ein Problem darstellen. 

Ob ein professionelles Lektorat für Ihre wissenschaftliche Arbeit erlaubt ist, entscheidet Ihre Universität, Fakultät oder Department. So steht beispielsweise die Universität Augsburg einem Lektorat kritisch gegenüber. 

Um auf der sicheren Seite zu sein, sprechen Sie Ihre Pläne mit dem Betreuer Ihrer Arbeit ab. Er steht Ihnen auch mit Rat zur Seite bei der Frage, ob die Nennung der Hilfe im Vorwort Ihrer Arbeit passend wäre. 
 

Wie finden Sie einen vertrauensvollen Lektor? 

Die Wahl eines Lektors ist Vertrauenssache. Eine andere Person liest Ihre Arbeit und könnte Ihrem Werk "schaden". Diese Sorge ist bei privaten Lektoren aus der Famililie oder dem Freundeskreis geringer.

Auch bieten immer mehr Universitäten Schreibberatung z.B. in Schreibwerkstätten an. Hier erhalten Sie Feedback und Verbesserungsvorschläge zu Ihrem Text direkt im universitären Umfeld.

Den Beruf des professionellen Lektors kann man nicht als Lehrberuf erlernen. Lektor kann sich im Prinzip jeder nennen. Deshalb sollte man sich den potentiellen Lektor für ein professionelles Lektorat genau anschauen, bevor man den Auftrag an eine Agentur erteilt. 

Bei der Recherche nach einem Lektor liefern Suchmaschinen unzählige Ergebnisse. Ein Treffer der Ergebnisliste ist verlockender als der andere: 

"Höchste Qualität + günstige Preise" oder "Top Lektoren, beste Noten". 

Das Marketing-Budget scheint hoch zu sein, um diesen Service zu bewerben. Deshalb sollten Sie die Treffer in Ruhe auswählen und die angebotene Dienstleistung prüfen. 

Neben dem Lektoratsservice bieten einige Agenturen auch Ghostwriting an. Ein Ghostwriter schreibt eine komplette Arbeit zu einem vorgegebenen Thema. Diese Arbeit passen Sie vor der Abgabe dann allenfalls noch persönlich an. Hier ist in unseren Augen die Grenze zum Betrug überschritten. Die erwähnte eidesstattliche Erklärung kann der Nutzer einer solchen Dienstleistung nicht abgeben.

Auch ein Test des Unispiegel bestätigte, dass Personen, die für ihre Dienstleistung des Korrektorats werben, vor Ghostwriting nicht zurückschrecken. Diesen moralischen Spagat gilt es abzuwägen. 

Deshalb lohnt sich der Blick ins Impressum der Website, um die Firmen oder Personen hinter der Dienstleistung zu beurteilen. Hinter verschiedenen Websites steckt unter Umständen dieselbe Firma, was stutzig macht. Andere Firmen distanzieren sich hingegen strikt vom Ghostwriting, was vertrauensvoller wirkt. 

Haben sich mehrere seriöse Angebote finden lassen, sollte man Kostenvoranschläge einholen und auch um ein Probelektorat bitten. Berichten Ihnen Freunde oder Bekannte von einem guten Lektor, steigert das das Vertrauen. Auch externe Referenzen auf der Website haben einen ähnlichen Effekt. 

Ein Lektorat zum Discounter-Preis findet jedoch unter Umständen nicht alle Tippfehler. Der Preis als Werbeargument wirkt eher abschreckend. 
 

Wie organisieren Sie das Lektorat mit Citavi? 

Unabhängig davon, für welche Form des Lektorats Sie sich entscheiden, möchten Sie wissen, wie Sie mit einer Literaturverwaltungssoftware wie Citavi vor dem Lektorat umgehen sollten. Ist es nötig, das Word-Dokument von der Software wieder zu "trennen"? 

Die meisten Programme fügen die Nachweise in Ihr Dokument in Form von Feldern ein. Diese Word-Felder verhalten sich alle gleich: Jede manuelle Änderung an einem Feld geht verloren, sobald Sie oder Word oder Citavi eine Aktualisierung der Felder initiieren. Deshalb sollte Ihr Lektor keine Korrekturen innerhalb dieser Felder vornehmen, sondern stattdessen die Kommentar-Funktion von Word nutzen. Weitere Tipps fürs Lektorat mit Citavi haben wir hier zusammengestellt. 


Haben Sie für Ihre Arbeiten ein Lektorat in Anspruch genommen? 

Wie positioniert sich Ihre Universität gegenüber dem Lektorieren von Abschlussarbeiten? 

Wir freuen uns auf Ihre Erfahrungsberichte auf Facebook
 

Zur Vertiefung: 

Heimann, Felicitas (2013): Studenten lassen sich von Profis helfen. Augsburger Allgemeine. Online verfügbar unter https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/Studenten-lassen-sich-von-Profis-helfen-id26768341.html, zuletzt aktualisiert am 27.08.2013, zuletzt geprüft am 23.07.2018. 

Weigel, Huberta: Was du wissen solltest, wenn du ein Lektorat für deine Abschlussarbeit suchst (Teil 1). Schreibwerkstatt für Studenten. Verfügbar unter  
https://www.youtube.com/watch?v=RZZAPzLhKgI, zugegriffen am 25.07.2018. 

 

 

 

Erstellt von: Jana Behrendt – Veröffentlicht am: 11.09.2018
Tags: Schreiben


Über Jana Behrendt

Jana Behrendt interessiert sich für alles rund um die persönliche Wissensorganisation – wie man es von einer studierten Bibliothekarin erwarten würde. Dafür liest sie in Ihrer Freizeit ziemlich wenig. Sie liebt es aber, in den Schweizer Bergen zu wandern – solange sie nicht nach unten schauen muss.

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